Führungskräfte-Bashing

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Führungskräfte-Bashing: Darum sind immer die Führungskräfte schuld

Du bist Führungskraft? Du liest mit grossem Interesse Artikel zum Thema “Mitarbeiterführung”? Vielleicht hast du auch einen Google Alert eingerichtet und wirst automatisch über neue Artikel zu aktuellen Führungsthemen informiert? Vielleicht liest du auch interessiert Artikel in beruflichen Netzwerken wie Xing oder Linkedin?

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Ich weiss ja nicht, wie es dir geht: Mir scheint es, als müssten sich Führungskräfte alle 14 Tage in irgendeinem Artikel eine pauschalisierende Standpauke anhören.

 

Oft werden sie sogar als “Psychopathen” bezeichnet. Anscheinend liegt bei jeder Führungskraft eine geistige Störung vor – so hört sich das an.

Und dann gibt es da noch diese Umfragen und Untersuchungsergebnisse irgendwelcher Unternehmensberatungen von der Art:

• “86% aller Mitarbeiter finden, dass sie von ihrem Chef zu wenig gelobt werden.”

• “64% aller Mitarbeiter sind der Meinung, dass ihr Chef zu wenig kritikfähig ist.”

• “58% aller Mitarbeiter haben Chefs, die zu wenig Rückmeldung geben.”

Ach du meine Güte! Da scheint es ja ganz schlimm um die Führungskräfte bestellt zu sein.

 

Wer hat Interesse am schlechten Führungskräfte-Image?

Sie machen einen ziemlich unfähigen Eindruck, die Führungskräfte, oder nicht? Wie wäre es denn, wenn man da Abhilfe schafft – am besten mit einem oder mehreren Führungsseminaren, durch die man die Führungskräfte erst einmal schleusen muss. Kann ja nie schaden solch ein Seminar!

Interessant nur, dass die Unternehmensberatungen, die solche Umfragen und “Untersuchungsergebnisse” veröffentlichen, auch gleich die passenden Führungsseminare anbieten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Mein Eindruck: Gute Arbeit von Führungskräften unter schwierigen Bedingungen

Ich teile übrigens nicht den Eindruck, dass es so viele schlechte Führungskräfte gibt.

Ich weiss aus meiner Arbeit mit Führungskräften, dass viele von ihnen bereits seit Jahren als Führungskraft tätig sind, aber beispielsweise vom Unternehmen noch kein einziges Führungsseminar organisiert wurde. Auch hat weder Geschäftsführung noch Personalabteilung je gesagt, was von ihnen als Führungskraft erwartet wird.

Viele Führungskräfte in kleinen oder auch mittleren Unternehmen werden Vorgesetzte, ohne dass damit ein neuer Vertrag oder eine entsprechende Gehaltserhöhung verbunden wäre. Es wird erwartet, dass sie einen Führungsjob machen, ohne dass es dafür eine finanzielle Gegenleistung gibt.

Natürlich könnte man jetzt sagen: “Pech, die haben schlecht verhandelt.” Da hast du sogar Recht; und ich sage das den Führungskräften auch. Aber darum geht es mir hier gar nicht.

Ich will mit meinen Äusserungen zum Ausdruck bringen, dass es unzählige Führungskräfte gibt, die unter wirklich schwierigen äusseren Bedingungen einen verdammt guten Job machen.

Da finde ich die sich wiederholenden Umfragen und Untersuchungsergebnisse, die zeigen sollen, wie schlecht und psychotisch Führungskräfte angeblich seien sollen, nur ermüdend und schlicht und ergreifend eine Frechheit!

Nur für einen Moment: Den Spiess mal umkehren

Umgekehrt kenne ich keine Umfrage, die mal in eine andere Richtung fragt:

Was glaubst du, käme heraus, wenn wir Führungskräfte fragen würden, was sie denn so von ihren Mitarbeitern halten? Oder was sie gerne bei ihren Mitarbeitern verbessern würden oder gern anders hätten? Wo denn die Schwächen bei Mitarbeitern liegen und womit man sich als Führungskraft tagtäglich herumärgern muss?

Ich glaube, dass auch dir als Führungskraft hierzu etwas einfallen würde, denn auch auf der Mitarbeiterebene soll es ja ab und zu vorkommen, dass ein paar faule Eier darunter sind. Oder hast du dich als Führungskraft etwa noch nie über einen Mitarbeiter geärgert?

Jedoch: Ein pauschales Bashing, egal ob gegenüber Führungskräften oder Mitarbeitern, bringt aus meiner Sicht absolut gar nichts.

Aber die Hoffnung, dass ich mal wohlwollende Artikel über die herausfordernde Arbeit von Führungskräften lese, habe ich aufgegeben.

 

Und du? Was meinst du als Führungskraft zu all dem? Und unter welchen (äusseren) Umständen bist du Führungskraft geworden?

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1 Kommentar
  1. Peter
    Peter sagte:

    Hallo Alexander!

    Provokante Überschriften müssen sein. Weil sie auf die negativen Auswirkungen unseres Wirtschaftssystems – die es ja gibt – aufmerksam machen. Aufmerksamkeit bekommt man prima mit Schlagzeilen wie „Psychopaten in der Chefetage“.

    Es ist auch in Ordnung, dass am Stammtisch über die Führung hergezogen wird.
    ABER: Als Experten wissen wir beide genau, dass es nicht an den Menschen liegt. Das Führungssystem produziert diese Effekte. Wie oft müssen Führungskräfte gegen ihre Überzeugungen handeln! Die Menschen in den Chefetagen sind nicht schlecht! Die Situation wird nicht besser, wenn man einen anderen Menschen, in die Chefetage setzen würde. Nach kurzer Zeit würde auch dieser Mensch wieder so denken und handeln. Insofern ist ein Bashing auf die Personen nicht okay und ich verstehe deine Aufregung.

    Ich greife mal ein Beispiel heraus.
    Was bedeutet denn die Aussage 86% werden vom Chef zu wenig gelobt? Für mich ist das ein Indiz für eine Problematik, das ist aber nicht die Ursache. Sonst könnte man alle Führungskräfte anweisen jeden Mitarbeiter einmal pro Woche zu loben. Ich behaupte, das würde überhaupt nichts ändern. Warum soll überhaupt ein Chef Lob aussprechen? Arbeiten die Mitarbeiter für den Chef oder für die Kunden? Ich halte es für sinnvoller, wenn die Dankbarkeit der Kunden für die Mitarbeiter erlebbar wäre. Im Krankenhaus freut es eine Krankenpflegerin mehr, wenn sie dankbare Patienten erlebt, als wenn die Oberschwester das wöchentliche Lob ablässt. Nicht alle Mitarbeiter sind in so engen Kontakt mit den Kunden, da braucht es dann mehr Kreativität um die Dankbarkeit erlebbar zu machen.

    Genauso unsinnig wäre es Führungskräfte kritikfähiger zu machen oder zu mehr Rückmeldungen anzuhalten. Hier wird am alten System festgehalten und an den Führungskräften herumkritisiert. Aus meiner Sicht kann das nicht funktionieren.

    Wir brauchen nicht bessere Führungskräfte, sondern eine neue Art der Führung.

    Dazu sind die meisten Führungskräfte auch bereit! Provokante Überschriften sind okay um Aufmerksamkeit zu bekommen, aber das Bashing überlassen wir dem Stammtisch.

    Gruß
    Peter

Kommentare sind geschlossen.